Der Grenzstein von Elverdissen

His­to­ri­sche Gren­ze zwi­schen der Graf­schaft Ravensberg
und dem Fürs­ten­tum Lippe

Unter­neh­men Sie mit uns eine Zeit­rei­se in die Jahr­hun­der­te, als unse­re Regi­on noch in vie­le Klein­staa­ten zer­split­tert war. Grenz­strei­tig­kei­ten, Besitz­kämp­fe und Zoll­pro­ble­me waren damals an der Tages­ord­nung. Rich­ten wir unse­re Auf­merk­sam­keit auf eine beson­de­re Situa­ti­on an der rund 40 Kilo­me­ter lan­gen ehe­ma­li­gen ravens­ber­gisch-lip­pi­schen Lan­des­gren­ze von Vlo­tho bis nach Dalbke.

Im 12. Jahr­hun­dert ergrif­fen die Edel­her­ren zur Lip­pe und die Gra­fen zu Ravens­berg von die­sem Gebiet Besitz. Unab­läs­sig streb­ten bei­de Dynas­tien nach Ver­grö­ße­rung ihres Ter­ri­to­ri­ums, nach Macht und Herr­schaft. Erst all­mäh­lich bil­de­te sich eine, zunächst noch sehr unge­naue, Gren­ze her­aus. Bis gegen Ende des 15. Jahr­hun­derts blieb die­se Regi­on ein span­nungs­rei­ches Gebiet.
Im Jah­re 1491, also vor mehr als 500 Jah­ren, schlos­sen der Edel­herr Bern­hard zur Lip­pe und Her­zog Wil­helm zu Jülich, Erbe der Graf­schaft Ravens­berg, den ers­ten nach­weis­ba­ren Schnat­ver­trag (Schnat = Gren­ze), und zwar über das Teil­stück von der Sen­ne bis an den Lock­hau­ser Baum, süd­lich von Her­ford. Nur weni­ge Sät­ze beschrei­ben den Grenz­ver­lauf. Klei­ne Bäche, wie der Men­khau­ser Bach, der Sus­siek­bach und die Wind­we­he bil­de­ten die Trennungslinie. 
An ande­ren Stel­len mar­kier­ten Land­weh­ren, Hecken, Wege und ein­zel­ne Bäu­me, so genann­te Schnat­bäu­me, den Ver­lauf. Grenz­stei­ne gab es zu die­ser Zeit noch nicht. Auch nach die­ser Grenz­zie­hung blie­ben eini­ge Höfe im Besitz ihrer bis­he­ri­gen Herr­schaft, obwohl sie im frem­den Ter­ri­to­ri­um lagen. So bil­de­ten Mey­er zu Hee­pen, Mey­er zu Sie­ker, Mey­er zu Ubbe­dis­sen, Wes­ter­mann und eini­ge ande­re Höfe, lip­pi­sche Exkla­ven im ravens­ber­gi­schen Gebiet. Umge­kehrt gehör­ten dem Gra­fen von Ravens­berg eini­ge Höfe im Lip­pi­schen. Die­se Ver­hält­nis­se gaben Anlass zu häu­fi­gen Unstim­mig­kei­ten, aber erst 1787 fand nach lan­gen Ver­hand­lun­gen ein Aus­tausch zwi­schen bei­den Län­dern statt. 

Die 1491 gezo­ge­ne Gren­ze wur­de 1784 zwi­schen Lock­hausen und Dalb­ke durch 63 Grenz­stei­ne mar­kiert. Der Land­ver­mes­ser Graf hielt das Ergeb­nis ganz exakt in einer Kar­te fest. Um letz­te Irrun­gen und Zwei­fel am genau­en Grenz­ver­lauf zu ver­mei­den, sicher­ten 1860 die lip­pi­sche und preu­ßi­sche Regie­rung die gesam­te rund 40 Kilo­me­ter lan­ge Lan­des­gren­ze von Vlo­tho bis nach Dalb­ke durch 57 zusätz­li­che Grenz­stei­ne. Allein 48 Stei­ne ent­fie­len damals auf den Grenz­ab­schnitt der heu­ti­gen Stadt Bie­le­feld. Von die­sem his­to­ri­schen Grenz­ver­lauf bil­den etwa 15 Kilo­me­ter heu­te noch die Gren­ze zwi­schen der Stadt Bie­le­feld und dem Kreis Lippe.

Quel­le: www​.bie​le​feld​.de
Autoren­hin­weis: Der Inhalt wur­de zusam­men­ge­stellt vom Ver­mes­sungs- und Katas­ter­amt (Anm. d. Red.: mitt­ler­wei­le „Amt für Geo­in­for­ma­ti­on und Katas­ter“). Die­se Inter­net­sei­ten basie­ren auf einer Aus­stel­lung, die zum 500. Jah­res­tag des Grenz­ver­tra­ges von Ursu­la und Ger­hard Vah­le (His­to­ri­scher Ver­ein für die Graf­schaft Ravens­berg) erar­bei­tet wurde.